Sonderführungen beschäftigen sich mit Wassernot auf dem Dilsberg
Hoch über dem Neckar thront die romantische Burgfeste Dilsberg und erfreut als Sehenswürdigkeit Urlauber, Touristen und Einheimische. Als wehrhafte Festung trotzte sie in der Vergangenheit zahlreichen Eroberungsversuchen. Doch der Preis für die Freiheit war hoch: Über lange Zeiten herrschte enormer Wassermangel.
Themenjahr „Feuer und Wasser“
Passend zum Themenjahr „Feuer und Wasser“ der staatlichen Schlösser und Burgen Baden-Württemberg, werden vier Sonderführungen auf dem Dilsberg angeboten. Besucher erhalten nicht nur geschichtliche Einblicke, sondern erfahren auch, wie die Bewohner mit der Wassernot umgingen.
Los geht’s im Innenhof der Burg: Hier begrüßt Gästeführer Hagen Volp die Interessierten, die sich am 15. Juli für die zweite Sonderführung aus der Reihe „Wissen und Staunen – Wassernot auf dem Dilsberg“ angemeldet haben. Das große Interesse an den Führungen freut ihn. Nach einer Einführung in die Burggeschichte geht es vom Innenhof aus hoch auf die Schildmauer, wo sich ein fantastischer Ausblick ins Kraichgau, nach Heidelberg und in den Odenwald eröffnet.
Im Urlaub etwas über die Geschichte erfahren: „Es ist so schön hier“, schwärmt eine Besucherin aus Bad Schönborn. Mit ihrer Familie verbringt sie das Wochenende auf dem Campingplatz „Unter dem Dilsberg“ und freut sich auf der Führung noch einiges Neues zu lernen. Dass die Dilsberger noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts vor Problemen mit der Wasserversorgung standen, lässt sich da nur erahnen. Der berühmte Schriftsteller Mark Twain schrieb in seinem „Bummel durch Europa“ über seinen Besuch auf dem Dilsberg: „Jener geläufigste Dorfanblick fehlte her: die öffentliche Pumpe…; denn es gibt keinen Brunnen und keine Quelle auf dem hohen Berg; man benutzt Regenwasserzisternen“. Gästeführer Hagen Volp berichtet schmunzelnd, dass er ausgerechnet einen Tag erwischt hatte, an dem der Brunnen ausgetrocknet war. Erst 1964 wird Dilsberg an das Wassernetz der Stadt Neckargemünd angeschlossen und bringt eine verlässliche Versorgung mit sich. Davor mussten die Bewohner Wasser aus dem Neckar sammeln und sich mit kleinen Zisternen in ihren Kellern versorgen. Das reichte bei Weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken.
Beschwerlicher Brunnenbau: Die Besucher inspizieren den Brunnen in der Burg genauer und erhalten Einblicke in den Brunnenbau. Gästeführer Hagen Volp verdeutlicht mithilfe von Schaubildern, wie der Bau vonstattenging. Nachdem zuerst ein Loch in ausreichender Tiefe ausgehoben wurde, stellte das Ausmauern den zweiten – nicht weniger – schwierigen Schritt dar. Das Brunnenwasser dringt durch die Sandsteinwände und sorgt für einen konstanten Wasserstand von ca. 6 Metern in der Zisterne. Nach dem Verlassen der Burgruine macht die Gruppe einen kurzen Stopp beim Feuerwehrhaus. Im Burghof befindet sich eine Zisterne vor dem provisorisch aufgebauten Feuerwehrzelt. Sie wird heute nur noch als Reserve genutzt.
Zisternen sicherten Wasserversorgung: Über den Dorfbrunnen gelangen die Teilnehmer weiter zu den drei Zisternen vor der Burg. Deren Bau brachte jedoch nur wenig Abhilfe, erklärt Volp. Erst im Jahr 1888 wurde eine Wasserleitung von der Mückenlocher Epfenbergquelle nach Dilsberg gelegt, die das Problem etwas entschärfte. Mit dem Bau des Wasserturms im Jahr 1923/24 verbesserte sich die Wasserversorgung dann noch einmal erheblich. Als abenteuerlichen Höhepunkt der Führung erleben die Gäste den Gang durch den unterirdischen Stollen, der zur Brunnenzisterne führt. Dieser kühle Stollengang erstreckt sich über knapp 80 Meter. Der Besuch lohnt sich.
Weitere Termine: Die Sonderführungen finden noch zweimal statt: am Samstag, 26. August und Samstag, 23. September jeweils um 14 Uhr. Anmeldungen erfolgen über die Tourist-Information der Stadt Neckargemünd: tourismus@neckargemuend.de.
T&B: mbue