Drei Dilsberger Vereine und die evangelische Kirche feierten gemeinsam ihr großes Jubiläum.
„Gemeinsam leben – gemeinsam feiern“. Unter diesem Motto hatten sich drei Dilsberger Vereine und die evangelische Kirche zum Jubiläumsfest zusammengetan. Jeweils 100 Jahre Bestehen feierten die Dilsberger Nachtwächter und der Musikverein Trachtenkapelle. Der Sportschützenverein wurde 50 und die evangelische Kirche 150 Jahre alt.
Am Vorabend luden die Nachtwächter zur Führung ein. Am Rosenplatz herrschte großer Andrang. Etwa 200 Dilsberger und Gäste wollten sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Auf der Kirchenterrasse bot der Förderverein der ev. Kirche zuvor Getränke und den herrlichen Ausblick ins Kraichgau-Tal. Obernachtwächter Jürgen Maurer begrüßte die Gäste und gab Einblicke in die Historie der Nachtwächter. Er berichtete, dass früher jeder Bürger zum Nachtwächterdienst verpflichtet wurde. An verschiedenen Stationen in der Feste machten die Nachtwächter Halt und wussten Geschichten und Anekdoten zu erzählen. Der Torturm mit der Bürgerglocke, die vor Ort gegossen stets erhalten blieb, war früher der einzige Zugang zum Ort.
Weiter ging es zur Jugendherberge. Raphael Meier erzählte, dass diese lange Zeit nur als Scheune fungierte. 1920 von der Wandervogelgesellschaft als Herberge betrieben, kam Richard Schirrmann zu Gast. Der Gründer des Jugendherbergswerks wurde 1935 von einigen Nationalsozialisten, die das Gebäude für ihre Zwecke nutzen wollten, verletzt und verlor ein Augenlicht. Noch viel mehr könnten die Nachtwächter berichten, doch „Wir wollen rumkommen“, lachten sie.
Weitere Stationen waren die alte Post und der Maurerplatz. Hier erfuhren Gäste mehr über die „Postheidi“ und Wissenswertes zur Burggründung. „Mit den Jahreszahlen sind wir etwas flexibel.“, gaben die Nachtwächter schmunzelnd zu. Lustige Anekdoten gab es ebenfalls, etwa, dass aufgrund des Bettenmangels die schlafenden Kinder aus den Betten gehoben und an die Wand gestellt wurden, damit die anderen Platz zum Liegen hatten. Im Innenhof der katholischen Kirche eröffnete sich der Blick auf gleich vier historische Gebäude: die Kirche, den Wasserturm, die Burgruine und das Kommandantenhaus. Über Schleiereulen und den Wasserturm als wichtige Innovation für die Versorgung in Dilsberg gab es weitere spannende Einblicke.
Der Rückweg sah einen Halt bei der ehemaligen evangelischen Kirche vor. Hier fand früher das Gemeindeleben statt. Als um die Erweiterung einer Turmspitze gebeten wurde, entschied die verantwortliche „Pflege Schönau“ stattdessen den Bau einer neuen Kirche.
Am Brunnen trug Eckhard Diedler, der Bewohner der „früheren Post“, spontan ein Brunnengedicht von Frans Hermanns vor, das mit dem Dank für das tägliche Schöpfen des Wasser endete. Letzte Station machte der Umzug im Burghof. Die Nachtwächter erzählten von den vielen Versuchen, die Burg einzunehmen und was es mit Graf von Tilly und dem Bienengarten auf sich hat. (Mehr wird an dieser Stelle nicht verraten.) Jürgen Maurer bedankte sich für das große Interesse.
Zum Abschluss erklang das Neun-Uhr-Lied und die Gäste strömten auf die Kirchenterrasse zum Förderverein. Der erwartete die Gäste, die den Abend bei einem Glas Sekt, einem Bier und Gesprächen ausklingen ließen.
Mit einem Festgottesdienst begannen die Feierlichkeiten am nächsten Morgen. Im aufgebauten Zelt vor der Tuchbleichenhalle fanden die Gäste Platz. Mit dem Dudelsack-Stück „Highland Cathedral“ eröffnete der Musikverein den Gottesdienst und sorgte für Gänsehautmomente. Gefühlvoll dirigierte Walter Nußko den festlichen Auftakt. Die Gäste dankten es mit begeistertem Applaus. „Ich bin glücklich.“, stellte Pfarrerin Michaela Deichl in ihrer Begrüßung gerührt fest. Hand in Hand seien die Vorbereitungen für das gemeinsame Fest gelaufen. Personal und Einnahmen teilen sich die Gastgeber, das sei einmalig, berichtete sie.
Mit ihren Auftritten und Festen sorgen die Vereine für das Gemeinwohl, hob Deichl hervor. Im Ehrenamt kann sich jeder einbringen mit seinen Gaben. Ob alt oder jung: „Der Mensch möchte gebraucht werden.“, erklärte Deichl. Für den Umgang mit Veränderungen wünschte sie den Vereinen Offenheit und Kreativität. Der Gottesdienst schloss mit irischen Segenswünschen. Die gesammelten Spenden kommen der Tafel Neckargemünd zugute. Mit lautstarken Salven von draußen sorgte der Schützenverein für überraschte und schmunzelnde Gesichter.
Ortsvorsteher Andreas Erles überbrachte als Erster die Glückwünsche des Dilsberger Ortschaftsrates. Den Jubilaren sprach er seinen Dank und seine Anerkennung aus. Die evangelische Kirche ermögliche Begegnungen auf vielfältige Weise, der Musikverein sei „Botschafter des Ortes“. Als historische Gruppe halten die Nachtwächter die Geschichte des Dilsbergs lebendig. Der Nachtwächterumzug am Silvesterabend zählt zu den festen Bräuchen im Ort. Zu den Erfolgreichsten in der Region zählen die Dilsberger Sportschützen. Sie pflegen ihren Sport mit Herzblut. Erles dankte ausdrücklich allen Dilsberger Vereinen für das Lebendighalten der Traditionen im Ort. „Hier ist alles anders als anderswo!“, erklärte er mit einem Augenzwinkern und ergänzte: „Dilsberg ist ein Ort mit Herz und Seele“. Dem Obst- und Gartenbau-Verein dankte er zudem für die Spende eines Eichenbaums; er soll für lange Zeit an diesen Tag erinnern.
Pfarrer Tobias Streit gratulierte im Namen der katholischen Kirche und überreichte den Vereinsverantwortlichen Präsente. Reinhard Greulich vom Musikverein, Michaela Deichl von der evangelischen Kirche, Jens Heinzelmann vom Sportschützenverein und Jürgen Maurer von den Nachtwächtern nahmen die Wünsche und Geschenke dankend entgegen.
Bürgermeister Frank Volk schloss sich seinen Vorrednern an. Als Schirmherr der Veranstaltung lobte er die große Leistung der Vereine für das Gemeinwesen. Im Namen des gesamten Gemeinderats Neckargemünd gratulierte er den Jubilaren und befand, dass in den Ortsteilen die Vereinsarbeit hervorragend funktioniere. Dafür sprach er seinen allergrößten Respekt und seine Anerkennung aus. Er betonte, wie wichtig die Menschen seien, um die Arbeit der Vereine weiterzuführen. Mitgebracht hatte er Geldgeschenke, die er den Vereinen überreichte.
Nach dem offiziellen Teil ging es in den gemütlichen Teil über. Mit Mittagessen, Kaffee und Kuchen ließen sich die Gäste verwöhnen.
Sichtlich genossen sie das fröhliche Fest. Bürgermeister Frank Volk mischte sich unter die Gäste. Auf den Dilsberg kommt er immer gern. Zuvor hattet er schon am Tag der offenen Tür der Feuerwehr teilgenommen. In der Halle lockte eine Auswahl leckerer Kuchen, die am Ende des Tages komplett weggeputzt waren.
Fleißige Helfer sorgten für einen reibungslosen Ablauf und den Nachschub an Getränken und Speisen.
Gegen 18 Uhr wurde die letzte Packung Würstchen auf den Grill gelegt. An der Kasse bewahrte Bernhard Hoffmann vom Förderverein der evangelischen Kirche den Überblick.
Mit ihrem Einsatz und guter Laune wurde das Fest zu einem vollen Erfolg. Die Vereine können stolz sein.
Mit stimmungsvollem Programm im Gepäck sorgten die befreundeten Musikvereine Wiesenbach und Waldwimmersbach für beste Unterhaltung. Sie spielten aus ihrem Repertoire vom Schlager bis zur Polka. Die Besucher sangen mit, schunkelten und schwärmten: „Es ist so schön hier!“ Und das fanden auch die Vereine. Sie freuten sich über das gelungene Fest.
Fotos: Burkhard Zantopp
Text: mbue