Feier zum Volkstrauertag Dilsberg 2023
Zur alljährlich von der Ortsverwaltung Dilsberg veranstalteten Gedenkfeier zum Volkstrauertag konnte Ortsvorsteher Erles neben einigen Dilsberger Bürgerinnen und Bürgern Abordnungen mehrerer Dilsberger Vereine begrüßen, die diese Feier mitgestalteten: Kyffhäuserbund, Turnerbund, Schützenverein Dilsberg, Feuerwehr, Musikverein Trachtenkappelle und der katholische Kirchenchor, verstärkt durch die ChorYfeen.
Nach einem einleitenden, getragenen Bläserklang des Musikvereines hielt Erles seine Ansprache. Er bezog sich nicht nur auf das Gedenken an die Toten des Zweiten Weltkrieges, sondern stellte fest: „Dieser Tag ist zugleich ein Tag der tiefen Trauer. Wir trauern um die Opfer von Gewalt und Krieg überall auf der Welt, um Frauen, Männer und Kinder, die ihr Leben verloren haben oder deren Leben der Krieg überschattet hat. Denn Krieg bedeutet neben Tod auch vielfach Hunger, Leid und Not.
Krieg kennt keine Gewinner, sondern nur Verlierer. Die größten Verlierer sind die, die den Krieg am wenigsten begreifen können, unsere Kinder. Wir gedenken der Menschen, die wegen ihres Glaubens, ihrer Abstammung, oder ihrer politischen Gesinnung damals und heute zu Opfern wurden. Insbesondere gedenken wir den Menschen, die wegen ihrer Behinderung als ‚unwertes Leben‘ bezeichnet, verfolgt, diskriminiert und getötet wurden.“
Aus der Tatsache, dass wir in Deutschland seit 78 Jahren Frieden erleben dürfen, folgerte er: „Frieden ist eine Aufgabe! Er ist nicht selbstverständlich. Gerade die aktuellen Bilder aus Israel und Gaza führen uns vor Augen, wie fragil unser Frieden geworden ist? Dort wo nun zwischenzeitlich tausende Menschen verschleppt, vergewaltigt, zerstückelt und ermordet wurden. Dort wo aktuell ein Stellvertreterkrieg herrscht, der sich blitzschnell zu einem Weltkonflikt ausweiten kann.“ Erles gedachte der vielen aktuell betroffenen Soldaten und der vier Millionen Kriegsflüchtlinge in der Ukraine und in Nahost und mahnte an:
„Bei all den Emotionen darüber dürfen wir nicht vergessen, dass diese Kriege nicht vom Volk, sondern von religiös besessenen Fanatikern und einer machthungrigen Elite ausgehen. Die Völker sind dabei die Leidtragenden und Opfer und nicht die Schuldigen.“
Sein Aufruf: „Wir sind heute hier, um diesen Gedenktag als einen Tag der Trauer und der Mahnung zu begehen. Trauer bedeutet Anteilnahme am Mitmenschen. Aus dieser Trauer entsteht die Verpflichtung, alles zu tun, damit nicht erneut unschuldige Menschen zu Opfern von Krieg, Terror und Gewalt werden. Deshalb ist es umso wichtiger, den Anfängen zu wehren, den Radikalismus nicht aufblühen zu lassen und mutig einzuschreiten, wenn Mitmenschen unsere Hilfe brauchen.“ Abschließend zitierte er den früheren Reichstagspräsidenten Paul Löbbe, der seine Rede zum ersten Volkstrauertag in der deutschen Geschichte im Jahr 1922 mit den Worten schloss: „Leiden zu lindern, Wunden zu heilen, aber auch Tote zu ehren, Verlorene zu beklagen, bedeutet Abkehr vom Hass, bedeutet Hinkehr zur Liebe und unsere Welt hat die Liebe not“. Sein abschließendes Fazit: „Der Frieden ist ein zerbrechliches Gut, das wir mehr denn je schützen müssen.“
Der Chor unter Leitung von Frau Stegmann leitete mit dem Choral „Verleih uns Frieden gnädiglich…“ zur Ansprache von Frau Pfarrerin Deichl über. Bezugnehmend auf die Ansprache von Ortsvorsteher Erles stellte diese fest: „Manchmal habe ich den Eindruck, dass unser Leben so überflutet ist von diesen anderen, grausamen Bildern, dass es uns schwerfällt zu erklären, was Frieden ist und wie Frieden aussehen könnte.“ Ein gutes mögliches Erscheinungsbild von Frieden sah sie in der Aussage des Propheten Micha: „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“ (Micha 4,3)
Das bedeutet für sie: Aus dem bestehenden wird etwas anderes gemacht. Es entstehen neue Friedensbilder, die so lauten könnten: „Sie werden ihre geballten Fäuste öffnen und Hände reichen. Sie werden sich von ihren gewaltvollen Worten trennen und Worten der Liebe und des Miteinanders Raum geben. Sie werden anderen nichts Schlechtes nachsagen, sondern das Gute sehen, das in allen Menschen steckt … Krieg und Frieden ist eine Angelegenheit, die in unseren Herzen wohnt. Eine innere Haltung, mit der es bei mir ganz persönlich anfängt.“ Deichls Vorschlag: „Vielleicht wäre es ja wirklich eine schöne Aufgabe, gemeinsam Friedensbilder zu entwerfen. Denn je mehr Bilder ich vom Frieden habe, desto greifbarer, vorstellbarer kann er werden.“ Aus dem jeden Gottesdienst begleitenden Friedensgruß leitete sie ab:
„Der Friede Gottes ist so groß, dass unsere Herzen und Gedanken in ihm aufgehoben sind. In ihm finden wir Kraft, uns für den Frieden einzusetzen. In seinem Frieden sind wir mit Gott und allen Menschen verbunden. Und das ist für mich ein wunderbares Bild für den Frieden. Eine große Verbundenheit zwischen allen Menschen. Eine Welt, in der sich alle die Hände reichen. Ein Miteinander, bei dem niemand Angst haben muss vor dem nächsten Tag und in dem wir alle unseren Platz haben. – Und Gott mittendrin.“ Ihre Ansprache endete mit einem Fürbittengebet und dem alle vereinenden „Vater unser“.
Mit dem tröstenden Choral „Meine Zeit steht in Deinen Händen ….“ leitete der Chor zum vom Ortsvorsteher vorgetragenen Totengedenken und der Kranzniederlegung über. Als die beiden Feuerwehrmänner den Kranz zum Ehrenmal trugen und der Ortsvorsteher gemeinsam mit seinem Vorgänger die Kranzschleifen richtete, gingen die Fahnen der Vereine unter dem vom Musikverein vorgetragenen „Ich hatt‘ einen Kameraden ….“ nieder.
Ortsvorsteher Erles dankte abschließend unter persönlicher Namensnennung allen Beteiligten an dieser Feier und rief zur Spende an die „Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ auf, nicht ohne den Besucherinnen und Besuchern einen letzten Wunsch mit auf den Weg zu geben:
„Ich wünsche, dass wir mit all unseren persönlichen Möglichkeiten dazu beitragen, dass Friede, Mitgefühl und gegenseitiges Verständnis in unserer Gemeinde erhalten bleibt und hoffe sehr, dass die aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen schnellstens beendet werden.“
Dilsbergerhof, 20. November 2023
T. Walter Berroth
B. Sandra Rupp