21.03.2025

Zwei geborene Bühnentalente verzauberten am Freitagabend das Publikum im Dilsberger Kommandantenhaus: Als „Duo Millefleurs“ entfalteten Saxophonistin Sarah Lilian Kober und Pianistin Nestan Heberger ein Meer aus Klangblüten.


Ulrich Bäuerlein von der Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis begrüßte die Gäste, von denen viele der Konzertreihe seit Jahrzehnten die Treue halten. „Ich habe Sie vermisst“, gestand er der vertrauten Runde. Mit dem „Duo Millefleurs“ standen zwei Profi-Musikerinnen auf der Bühne, die mit ihrer Präsenz den voll besetzten Saal von Beginn an fesselten. Kober führte charmant durch das Programm und scherzte: „Hoffentlich bin ich nicht zu laut mit dem Saxophon.“


Alain Crepins „Nuit blanches“ eröffnete das Programm. Blues-Klänge erzählen von nächtlicher Rastlosigkeit und lassen lebendige Straßenszenen entstehen. Peter Ludwigs „La petite valse“ folgte, ein Walzer, der zum gedanklichen Mittanzen einlud. In Jules Demerssemans „Fantasie sur un théme original“ verschmolzen Farben und Klänge zu einem facettenreichen Motiv. Kraftvoll beginnend, variiert sich das Stück durch die gesamte Klangpalette. Das Saxophon führt die Melodie, während das Klavier sich zurückhaltend, aber ebenbürtig anschmiegt – ein perfektes Zusammenspiel. Ein Applaussturm hob die Musikerinnen in höchste Sphären.


Für Kurt Weills „Youkali“ aus der Oper “Marie Galante” wechselte Kober zum Sopransaxophon. Die 1934 in Paris uraufgeführte „Tango-Habanera“ zeichnete die Sehnsucht nach einem Land, in dem Glück, Liebe und Frieden herrschen. Duo Millefleurs schuf ein zartes, friedliches Klangbild. Alexandre Cieslas „Ocres rouges“ führte das Publikum auf eine atemberaubende, orientalische Reise durch Marokko, über Jahrmärkte bis hin zum Zirkus. Kober und Heberger wechselten dabei in rasantem Tempo Stile, Tonarten und Takte. Heberger leitete die Stimmungswechsel am Klavier ein, die Kober präzise aufgriff und verwandelte.


Nach der Pause erinnerte Astor Piazzollas „Oblivion“ an Menschen, die nicht mehr unter uns sind. Die Musikerinnen griffen die melancholischen Elemente des Tangos auf und ließen sie in ihrer einfühlsamen Interpretation aufleben. Mit Isaac Albéniz’ „Mallorca“ ging es ans Meer. Kober und Heberger verwandelten das Solo-Piano-Stück in eine Barcarole im schaukelnden 6/8-Takt, der die Ruderbewegungen venezianischer Gondolieri nachahmt. „Sodass man die Wellen spürt“, erklärte Kober. Ein venezolanischer Walzer von Paquito D’Rivera folgte: fröhlich, beschwingt und mit hellem Klavieranschlag.


Für Darius Milhauds „Scaramouche“ griff Kober wieder zum Altsaxophon. Die drei Sätze, inspiriert von der Commedia dell’arte-Figur, sprühen vor Freude und Lebenslust. Während der erste Satz „Vif“ ausgelassen tanzt, verströmt der Mittelsatz schlichte Schönheit. Im Schlusssatz „Brazileira“ explodiert das südamerikanische Temperament in einem bunten Feuerwerk. Die Musikerinnen betörten mit virtuosem Spiel. Arturo Márques’ „Danzón No. 2“, Mexikos heimliche Nationalhymne, und Pedro Iturraldes „Pequeña Czarda“, ein Crossover aus spanischer Folklore, ungarischer Zigeunermusik und Jazz, rundeten das Programm ab.


Mit der letzten Zugabe „Milonga de mis amores“ von Pedro Laurenz endete der eindrucksvolle Konzertabend. „Bravo!“, rief es aus den Reihen. Begeisterungspfiffe und stürmischer Applaus dankten für knapp zwei Stunden Crossover vom Feinsten. Das Publikum war glücklich, beeindruckt, erstaunt. „Ich bin so dankbar, dass wir das hier in Dilsberg genießen dürfen“, sagte ein Besucher.
Die Künstlerinnen:
Sarah Lilian Kober spielt seit ihrem zehnten Lebensjahr klassisches Saxophon. Sie konzertiert deutschlandweit, unterrichtet an der Kreismusikschule Erding und ist in mehreren Ensembles aktiv.
Nestan Heberger tritt sowohl solistisch als auch in Kammermusikprojekten auf. Seit 2014 bilden die beiden Musikerinnen, die sich während ihres Studiums an der Hochschule für Musik und Theater München kennenlernten, das Duo Millefleurs.
T+B. mbue