Schon lange bildet der Dilsberg eine Art kulturelles Epizentrum im Rhein-Neckar-Kreis. Im Sommer ziehen die fantastischen Inszenierungen der Burgbühne von mittelalterlicher Kulisse Tausende Besucher an, das Kommandantenhaus wartet ganzjährig im Rahmen der Kulturstiftung des Kreises mit internationalen Künstlern auf. Weitere Highlights sind die Konzert des Sängerbund 1852 Dilsberg – ein junger Verein mit langer Tradition. Zu dieser zählt auch das Weihnachtskonzert am 4. Advent.
Endlich war es wieder soweit. Zuletzt 2019 möglich, – hatte der 2004 von Andrea Stegmann gegründete Frauenchor „ChorYfeen“ nun wieder in die evangelische Kirche Dilsberg eingeladen. Zusammen mit dem Mädchenchor präsentierten sie festliche Weihnachtsmusik in voll besetzter Kirche.
Als besondere musikalische Bereicherung hatten sie die Pedal-Harfinistin Rachel Kelz mitgebracht. Mit nahezu 30 Jahren Erfahrung im Gepäck verstand sie es von Beginn an, dem Klang des 27- köpfigen Ensembles eine ganz besondere Note zu verleihen.
Rachel Kelz´ Harfenklänge – die Geschichte des Instrumentes reicht nachweisbar bis ins alte Ägypten zurück, wo es schon auf 4600 Jahre alten Hieroglyphen auftaucht – versetzten die Zuhörer in vergangene Zeiten und erzeugten an diesem Abend eine klangvolle und meditative Stimmung in der weihnachtlich geschmückten Kirche.
Eröffnet wurde der Abend mit Benjamin Brittens „A Ceremony of Carols (1942)“, einem Chorwerk für Knaben- oder Frauenchor, Solostimmen und Harfe. Benjamin Britten schrieb es für Weihnachten in der Hoffnung auf Frieden. Das Werk entstand während seiner Überfahrt von den USA nach England und besteht aus elf Sätzen auf Gedichte des britischen Schriftstellers Gerald Bullett aus „The English Galaxy of Shorter Poems“.
Der Einzug mit „Hodie Christus natus est“ (lat. „Heute ist Christus geboren“) brachte mittelalterliche Klänge in die Dilsberger Kirche. Mit dem Choral, der auf einer gregorianischen Antiphon basiert, schufen die Frauenstimmen eine dichte atmosphärische Stimmung und ließen das Publikum für einen Moment die Welt draußen vor der Kirchentür vergessen. Mit dem eindrucksvollen „Wolcum Yole!” begrüßten die Chöre das Publikum.
ChorYfeen und Mädchenchor meisterten mittelenglische Texte und Tonhöhen mit Bravour. Stimmungsvoll setzen sie die anspruchsvolle Komposition mit dem „There is no Rose“ und den Wiegenklängen („Balulalow“) um. Auch die kanonartig, sich steigernden Stücke („As dew in April“ und „This little Babe“) trugen sie gekonnt dem gebannt lauschenden Publikum vor, welches die Interpretinnen mit kräftigem Applaus belohnte.
Gemeinsam sangen sich Gäste und Chor mit dem traditionellen „Es ist ein Ros´ entsprungen“ in Adventsstimmung, bevor der Chor mit dem Altfranzösischen „Hört der Engel helle Lieder“ wieder übernahm und heiter das „In dulce jubilo“ einstimmte. Umhüllt von Kyrie-Stimmen wurde „Maria, durch den Dornwald ging“ von den Frauenstimmen sanft begleitet.
Nordische Töne brachte der Mädchenchor mit „Jul, jul, stralande jul“ zum Ausdruck und begeisterte einmal mehr mit klaren, kraftvollen Stimmen. Die bekannten Weihnachtslieder „O come, all ye faithful“ und „O holy night” luden zum Mitschwingen ein. Rachel Kelz umrahmte das Programm mit ausgesuchten, solo vorgetragenen Harfenstücken, bevor mit Tochter Zion wieder Publikum und Chor gemeinsam sangen.
Unter der Leitung der dynamisch und gefühlvoll agierenden Andrea Stegmann – sie leitet unter anderem die Walldorfer Kantorei und die Kinderchöre Dilsberg – gelang den Sängerinnen hoher Konzertgenuss.
Mit dem Abschluss „Angels Carol“, das noch einmal von Harfenklängen begleitet wurde, krönten die ChorYfeen und der Mädchenchor einen wunderbaren Konzertabend.
Publikum und Sängerinnen ließen den Abend vor der Kirche mit einem Glühwein des Fördervereins der evangelischen Kirche ausklingen.
T: mbue
Bilder: BZ, Claudia Rittmüller