Chronologie

Geschichte der Burg und Gemeinde Dilsberg

Burg1913 01
Quelle: Burg und Gemeinde Dilsberg von Stefan Wiltschko
Logo eng
Flagge franz

Römerfunde auf der Dilsberger Gemarkung und eine Römersiedlung auf der benachbarten Wiesenbacher Gemarkung lassen die Vermutung aufkommen, dass der Dilsberg früher als Signalstation für die römische Besatzungsmacht diente. Auch die Annahme, dass die großen Quader der Burg auf Reste einer früheren keltischen oder alemannischen Fluchtburg hindeuten, hat etwas für sich. Die frühgeschichtlichen Anfänge des Dilsberg als Befestigung und Wohnsiedlung bleiben aber ebenso ungeklärt wie die genaue Namensdeutung („Berg des Thilicho“, oder langgezogener Berg aus der Wortwurzel „diel“).

um 100-500: Römer und romanisierte Bevölkerung auf der Gemarkung Dilsberg
In der Zeit um das Jahr 100 n. Chr. sicherten die römischen Kaiser ihr Reich in Germanien gegen die andrängenden Völkerstämme durch den Bau eines Schutzwalls (Limes) ab. Vom Odenwälder Limes gibt es heute noch Kastell-Reste in Neckarburken, Oberscheidental und Osterburken. Auf der an Dilsberg angrenzenden Gemarkung Wiesenbach wurde im „Herrenwald“ 1969 ein römischer Gutshof freigelegt, der in der Zeit (2./3. Jh. n. Chr.) erbaut wurde, als auch die Region um den Dilsberg Bestandteil der römischen Besatzungsmacht bzw. einer romanisierten Bevölkerung auf Gemarkung Dilsberg belegten Funde einer Honorius-Goldmünze (1898), von Teilstücken eines Merkur-Reliefs (1935) und von Keramikresten (1952).

nach 500-1000: Das fränkische und deutsche Reich bilden die Landes- und Siedlungsstrukturen heraus
Die Völkerwanderung germanischer Stämme zerstörte das Römische Reich. Um die Machtnachfolge entstanden Stammeskriege, aus denen im weströmischen Teil die Franken als Sieger hervorgingen. Sie bauten im Land eine Verwaltung auf und untergliederten es in Gaue/Grafschaften und „Zenten“. Über die Gaue setzte der König Grafen ein, die als Befehlshaber und Richter fungierten. In der Forschung ist umstritten, ob die „Zenten“ als Untergliederung der Gaue gelten können und ob für diese These eine begriffliche Herleitung ausreicht (lat. centum = Zahl 100, daraus germanische Hundertschaften, daraus „Centene“ = fränkische Gerichtsgemeinde der Freien). Ziemlich sicher ist, das die Zenten sich von bäuerlich geprägten Personenverbänden zu räumlich geschlossenen Bezirken entwickelt und damit die spätere Territorialisierung (=Herausbildung der kurpfälzischen Landschaft) erleichterten.
Als „Gaue“ im näheren Umkreis von Dilsberg seien hier der Lobdengau, der Elsenz- und der Kraichgau genannt. Der Name „Kraichgau“ ist noch heute gebräuchlich, er umfasst auch die Meckesheimer Zent. Diese bildeten später zusammen mit der Reichartshauser Zent den Als „Gaue“ im näheren Umkreis von Dilsberg seien hier der Lobdengau, der Elsenz- und der Kraichgau genannt. Der Name „Kraichgau“ ist noch heute gebräuchlich, er umfasst auch die Meckesheimer Zent. Diese bildeten später zusammen mit der Reichartshauser Zent den Verwaltungsbezirk des Unteramtes Dilsberg.

um 1000: Der untere Neckarraum zwischen Neckargemünd und Wimpfen – ein Interessengebiet für König, Kirche und Adel
Das deutsche Königtum musste seine Macht- und Rangansprüche stets gegen den, auf die Ausweitung seiner eigenen Macht bedachten, Fürsten- und Regionaladel behaupten. Zur Sicherung  der königlichen Reichs- und Zentralgewalt stützten sich daher die Könige aus der Familie der Ottonen auf die Kirche, deren Würdenträger Ämter und Aufgaben des Reichs wahrnahmen und dafür Besitztümer und Privilegien erhielten. Das Hochstift (Bistum) Worms und das deutsche Königtum schufen die Grundlagen für die Herrschaftsentwicklung am unteren Neckar. Worms gelangte durch verschiedene königliche Schenkungen zu einer geschlossenen Herrschafts- und Einflusszone. Diesem Bistum verlieh 988 König Otto III. den „Wildbann“ im Wimpfener Forst entlang des Neckar zwischen Neckargemünd und Wimpfen. Damit war u.a. das Recht auf Waldrodung und Besiedlung verbunden. Zur Verwirklichung dieser Rechte bediente sich das Bistum Worms des Adels, der im noch weithin unbesiedelten Land die Herrschaft des Bistums sichern sollte und die eigene zu stärken suchte. Die königliche Schenkung an das Bistum Worms zwischen Neckargemünd und Wimpfen war von großer Bedeutung, legte sie doch die räumlichen Grundlagen für das spätere Unteramt Dilsberg.

1150-1200: Heidelberg entwickelt sich zum pfälzischen Machtzentrum und wird Hauptsitz der „Pfalzgrafen bei Rhein“ und Mittelpunkt der Kurpfalz.
König Friedrich Barbarossa verlieh 1156 zur Stärkung der Königsmacht der Staufer die „Pfalzgrafschaft bei Rhein“ seinem Halbbruder Konrad von Staufen, der um 1170 Heidelberg gründet. Damit wechselt das Zentrum der pfalzgräflichen Besitztümer am Niederrhein von Aachen in den unteren Neckarraum, dessen Durchdringung das Ziel der Regenten im Heidelberger Schloss war, wobei der Dilsberg ihr besonderes Interesse weckte. Ihre selbstständige Machtpolitik wurde durch den Streit der Welfen und Staufer um den Königsthron begünstigt. Dieser Konflikt schwächte die Reichsgewalt und stärkte den Fürstenadel, der zur Erlangung in sich geschlossener Territorien den unteren Adel aus seinen Besitztümern und Burgen verdrängen musste. Bereits im 13 Jh. zählten die Pfalzgrafen zum engen Kreis der sieben Kurfürsten, die allein den deutschen König wählen durften. Dieses waren: die Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier, der Pfalzgraf bei Rhein, der König von Böhmen, der Herzog von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg.

1150: Die Grafen von Lauffen, Dienstleute des Königs und des Bistums Worms, erbauen die Burg Dilsberg.
Als Grafen des Königs und des Bistums Worms waren die Grafen von Lauffen bereits u.a. im Kraichgau und im Lobdengau tätig. Nach der Aufgabe ihrer Burg beim Nachbarort Wiesenbach ergriffen sie im Auftrag von Worms Besitz vom und am Dilsberg, wo sie eine Burg erbauten und die Rodung der Wälder durchführten. Die Höhenlage des Dilsberges ermöglichte eine bessere Kontrolle der Verkehrswege und sollte wohl auch zugunsten der bischöflichen Macht strategisch einen „Sperrriegel“ gegen die sich in Heidelberg formierende Pfalzgrafenschaft bilden und Einwirkungsmöglichkeiten auf die Erschließung des unteren Steinachtales (Schönau) absichern bzw. eröffnen. Die Grafen von Lauffen waren eine überaus einflussreiche Adelsfamilie, die in der Reichsgeschichte etwa in der Zeit von 900-1100 eine bedeutsame Rolle spielte. Aus ihr enstammten Päpste, Bischöfe, Äbte und Königsberater. Dass die Lauffener auf dem Dilsberg ein Burg errichteten ist nicht allein auf die Dienste zurückführen, die sie für König und Kirche in der Verwaltung des Landes ausübten. Vielmehr war der Burgbau auf der Höhe sichtbarer Ausdruck des adligen Standesbewusstseins, das sich damit von der Landbevölkerung deutlich abheben und abgrenzen wollte.

1208: Erstmalige Erwähnung der Burg Dilsberg
Erste urkundliche Erwähnung von „Dilighesberch“ als Wohnsitz des Grafen Boppo V. von Laufen.
Auf der Burg Dilsberg wurde von Graf Boppo V. von Lauffen eine Schenkung beurkundet, die sein Lehnsmann Dudo von Waibstadt aus Einkünften im Pleikartsförsterhof (bei Heidelberg-Kircheim) dem Zisterzienserkloster Schönau zukommen ließ. Als Beobachter und Vertreter des Pfalzgrafen bei Rhein war der Hofbeamte Sigeboto bei diesem Vertragsgeschäft anwesend. Die Mitwirkung des Pfalzgrafen dokumentiert sein Machtinteresse am Dilsberg, den er mit seiner Nähe zu Heidelberg und strategischen Lage im unteren Neckar- und Elsenzraum als Stützpunkt für seine Gebietsdehnung ansah.

um 1219: Die Burg Dilsberg geht auf die Grafen von Dürn über.
Nach dem Aussterbern der Lauffener Familie im Mannesstamm fiel die Burg Dilsberg durch Erbfolge den Herren von Dürn zu, die ihr Kernland im südlichen Odenwald (Walldürn) hatten. Durch diesen Übergang mittels Erbfolge blieb dem Pfalzgrafen bei Rhein die angestrebte Besitzergreifung am Dilsberg noch verwehrt.

1253: Errichtung der Grafschaft Dilsberg
In Anlehnung an den alten Grafentitel der Lauffener, welche über mehrere Herrschaftssitze verfügt hatten, wurde erstmals 1253 für Dilsberg der Anspruch erhoben, eine eigenständige Grafschaft zu sein. Boppo I. von Dürn  nannte sich auf seinem Siegel „Graf (comes) von Dilsberg“. Der Streubesitz und damit die Machtbasis war aber gering, um diesen herrschaftlichen Anspruch durchzusetzen. Dies zeigte sich daran, das Boppo I. von Dürn bald nach seiner Selbsternennung zum Grafen allmählich vom Pfalzgrafen abhängig wurde.

1262: Der Graf von Dilsberg wird „Burgmann“ des Heidelberger Hofes
Gegen den Erhalt von 100 kölnischen Mark vom Pfalzgrafen wurde Boppo I. von Dürn Burgmann des Pfalzgrafen mit der Verpflichtung, dessen Heidelberger Burg zu bewachen und zu verteidigen. Diese vertragliche Bindung rückte die Burg Dilsberg wieder weiter in die Einflusssphäre des Pfalzgrafen, der nur noch auf bessere Gelegenheiten warten musste, um das Eigentum der Burg zu erlangen. Die Finanznot des ersten „Grafen“ von Dilsberg war auch Anlass dafür, dass er schon 1266 seine Güter in Heidelberg-Wieblingen an den Pfalzgrafen verkaufte.

1287/1288: Rudolf von Habsburg kauft Boppo II. von Dürn die Burg Dilsberg ab
Mit diesem Verkauf wurde der Zugriff des Pfalzgrafen auf die Burg noch einmal vereitelt. Der Erwerb der Burg durch den König bedeutete die Stärkung der lange Zeit geschwächten Reichsgewalt im unteren Neckarraum, war doch die Burg Dilsberg ein weithin sichtbares Kleinzentrum für die umliegenden Dörfer. Sie sollte wohl einen herrschaftlichen Sperrriegel gegen die aus dem Raum Heidelberg in das Wimpfner Reichsterritorium eindringenden Pfalzgrafen aus dem Hause „Wittelsbach“ bilden. Doch deren Zugriff auf die Heidelberg benachbarte Burg Dilsberg war nicht mehr länger aufzuhalten. Schon 1292 versprach Rudolfs Sohn Albrecht dem Pfalzgrafen die Belehnung mit der Burg Dilsberg für den Fall, dass er bei der anstehenden Königswahl die Stimme des Pfalzgrafen (Kurfürsten) erhielt. Zwar wurde diese Übereinkunft durch die Wahl eines anderen Königs hinfällig, doch zeigte das Belehnungsversprechen an den Pfalzgrafen auf, wie stark die Burg Dilsberg als Interessengebiet des Pfalzgrafen be- und gehandelt wurde.

1310-1340: Die Burg Dilsberg geht in die Herrschaft und das Eigentum des Pfalzgrafen/Kurfürsten über.
Im vorgenannten Zeitraum – das genaue Datum ist nicht bekannt – erlangten die Herrscher der Pfalz die Verfügung über die Burg Dilsberg und damit über einen wichtigen Stützpunkt zur Sicherung und Ausdehnung ihres Machtbereichs im unteren Neckar- und Elsenzraum. Dieses Ziel hatte ihre Machtpolitik über 150 Jahre lang nach der Gründung Heidelbergs verfolgt.

1347: Gründung der Stadt Dilsberg
Von der Burganlage gründete Kurfürst Ruprecht I. die Stadt Dilsberg. Die Bewohner der benachbarten Weiler Rainbach (am Neckar) und Reidenberg (Tallage bei Dilsbergerhof) mussten ihre Behausungen aufgeben und sich innerhalb der neuen Stadtmauer ansiedeln. Sie erhielten dafür Befreiung von Leibeigenschaft und Steuer. Mit der Stadtgründung verfolgte die Kurpfalz das Ziel, den Ausbau der Burg zu sichern und wirtschaftliche Erfolge zu erzielen. Dazu sollte wohl auch die Ansiedlung von Juden gegen Ende des 14. Jh. dienen. Als Gegenleistung für die Stadtgründung und die hieraus sich ergebenden Vorteile und Vorrechte hatten die Dilsberger Stadtbürger ihre Häuser dem Heidelberger Hof in Kriegszeiten und zu anderen Anlässen (z.B. Jagdaufenthalte) zu öffnen.
Mangels geeigneter Voraussetzungen für Verkehr und Handel und weil die Kurpfalz die Entwicklung einer städtischen Selbstverwaltung eher eingrenzte als förderte, konnte sich eine „Stadt Dilsberg“ im vollen Rechtssinne nicht entwickeln. Zwar urkunden Bürgermeister, Rat und Bürgschaft 1412 im eigenen Namen und führen ein eigenes Siegel, doch wenig später wird der städtische Statusanspruch wieder gemindert. Dilsberg blieb ein Ackerbürgerstädtchen, das vornehmlich die Festung zu stärken hatte und später nur noch als „Burgflecken“ bezeichnet wurde.

1368: Dilsberg wird unlösbarer Bestandteil der Kurpfalz
In einem kurpfälzischen Hausvertrag unter der Wittelsbacher Adelslinie wurden Orte und Gebiete bestimmt, welche auf alle Zeit als „Kurpräzipuum“ (lat.: herausgehoben) zu gelten hatten, also untrennbarer Bestandteil der Kurpfalz sein und bleiben sollten: Alzey, Amberg, Dilsberg, Kaub, Lindenfels, Neustadt (a.d. Weinstraße), Heidelberg und Mannheim. Durch die Einbeziehung von Dilsberg in das „Kurpräzipuum“ wurde die besondere Bedeutung und Rangstellung hervorgehoben, welche die Pfalzgrafen/Kurfürsten der Burg und Stadt Dilsberg damals für ihr Territorium beimaßen. Wer über Dilsberg und die anderen in das „Kurpräzipuum“ einbezogenen Orte und Burgen herrschte, war einer der sieben Kurfürsten im Reich und damit Königswähler und Reichsverweser im Falle der Thronvakanz.

zenten

1401: Die Burg als Sitz eines Unteramtes
Die Bedeutung der Burg und Stadt Dilsberg für die Kurpfalz erhellt sich aus den ihr zugedachten bzw. zuwachsenden Funktionen:
– Aufnahme des Heidelberger Hofes in Kriegszeiten
– Schutzbastion vor Heidelberg
– Ausgangsort von kurpfälzischen Prunkjagden
– Gefängnis
– Verwaltung der kurpfälzischen Liegenschaften
– Kellerei (nicht Weinkellerei) über die Eigendörfer des Kurfürsten im Gebiet der Meckesheimer Zent
Der Keller (lat.:cellerarius) war Verwalter der Dilsberger Domäne und leitete dazu die Zivilverwaltung, während der Kommandant als Befehlshaber der Burg und Militärverwaltung fungierte. Dem „Keller“ oblagen verschiedene Verwaltertätigkeiten von wirtschaftlicher und finanzieller Natur: Einzug der Gefälle (=Naturalabgaben und Zinsen der Untertanen) aus den der Kellerei zugehörigen Dörfern, Gütern und Leibeigenen, Beaufsichtigung der Straßen, Wälder, Fischereirechte, Durchsetzung kurpfälzischer Rechte, Organisation von Fronen (Zwangsarbeiten) der Dörfer und Untertanen bei Feldarbeiten, Transporten, Jagden usw.
– Unteramt des Oberamtes Heidelberg
Der „Keller“ (=Verwalter) übte in Personalunion auch amtliche Funktionen aus. Das Unteramt ging aus der Kellerei hervor, deren anfänglich nur wirtschaftliche Kompetenzen sich zu einer hoheitlich-staatlichen Funktion hin entwickelten. Dazu gehörten die Überwachung und Einhaltung landesherrlicher Verordnungen, die Anlegung von Protokollbüchern, Rechnungslegung gegenüber dem Oberamt Heidelberg, Beobachtung der Pfarrer zur Einführung und Einhaltung des reformierten Glaubens (beim Religionszwang) usw. Das Zuständigkeitsgebiet des Unteramtes Dilsberg umfasste die Meckesheimer Zent (seit 1329) und die Reicharthäuser Zent (seit 1401). Erst mit dem letzteren Datum kann von der Rangerhöhung zu einem Unteramt gesprochen werden, dessen Anfänge sich allerdings schon früher herausgebildet hatten.

amtshaus

im 17. Jahrhundert:
Die Burg Dilsberg, mittlerweile zu einer der stärksten Festungen im unteren Neckartal ausgebaut, zählt zu den heiß umkämpften Festungsanlagen.

1618-1799: Kriegswirren um den Militärstandort Dilsberg
Als kurpfälzische Festung konnte Dilsberg vom 30jährigen Krieg (1618-1648) nicht verschont bleiben.

1621: Belagerung durch Tilly – 1622 Kapitulation nach der Eroberung Heidelbergs
Dilsberg stand auf der Seite der Reformation und wurde daher wie Heidelberg vom kaiserlichen Feldherrn Tilly belagert und erobert.

1633: Rückeroberung durch die Schweden 

1635: erneute Rückeroberung durch die kaiserlichen Truppen

1648: Rückgabe an die Kurpfalz
Nach 1648 wurde die wieder kurpfälzisch gewordene Burganlage als Garnison ausgebaut. In ihr waren zeitweise über 100 Soldaten stationiert. Mit  dem Fortschritt der Wehrtechnik ging aber die Bedeutung der Burg als Festung zurück. In ihren Mauern machten zumeist nur noch pensionierte oder invalide Soldaten Dienst.

1688/1689: Dilsberg übersteht unversehrt die Eroberung durch die Truppen Mélacs im Orléansschen Krieg.
Der französchische General Mélac, der Zerstörer der Kurpfalz und des Heidelberger Schlosses im pfälzischen Erfolgskrieg, besetzte Dilsberg 1690 ohne die Burg nach Abzug zu schleifen oder den Ort dem Erdboden gleichzumachen.

1757-1767: Die Einrichtung eines Karzers für die Heidelberger Studenten ist in der Burg nachweisbar.

1799: Französische Revolutionsheere versuchen den Dilsberg zu erobern.
Sie werden aber durch die Insassen der Dilsberger Invalidenstation, welche pfälzische Soldaten nach der Pensionierung aufnahm, zurückgeschlagen. Mit dieser Abwehr wurde letztmals die militärische Bedeutung des Dilsberges für die Kurpfalz dokumentiert.

1803: Verlust der Funktion als Kurpfälzisches Unterzentrum
Die von den napoleonischen Kriegen ausgehende Ländereroberung bedeutete das Ende der Kurpfalz. Dilsberg fiel dem neuen Land (Kur-)Baden zu. Das Unteramt wurde aufgelöst und auf die Ämter Neckargemünd und Schwarzach aufgeteilt. Nun stellte sich die Frage nach der Weiterverwendung der Burg.

1804: Nutzung der Burg als militärische Arrestanstalt
Die Burg Dilsberg wurde von (Kur-)Baden zur Arrestierung von straffälligen Soldaten bestimmt. Doch hielt die Zweckbestimmung nicht lange vor.

1822/26: Beginn des Abbruchs der Burg
Die bis dahin unbeschädigte Burg auch „Schloss“ genannt, wurde zum Abbruch für private Zwecke (Gewinnung von Baumaterial) freigegeben, der Grafenpalas sodann bis auf das Gewölbe abgetragen, das neue Amtshaus (von ca. 1750) ganz, die Mantelmauer und die Vorburg zum Teil.

im 19. Jahrhundert: Verelendung des Dilsbergs
Wegen der allgemein schlechten Lebensverhältnisse und auch wegen des Verlustes des Unteramtes verarmte die Gemeinde Dilsberg immer mehr, so dass um 1850 Familien aus Dilsberg nach Amerika auswanderten. Haupterwerbszweig war damals in Dilsberg die Landwirtschaft. Es gab wenig Kleingewerbe, dazu harte Arbeit in den Steinbrüchen des Neckartals. Es war dies die Zeit in namhafter Maler wie Fohr, Turner, Graimberg und Weyser, die die Schönheit des Dilsberg und seiner Landschaft entdeckten.

um 1895: teilweise Restaurierung der Burg
Die Anfänge des Tourismus und die spätromantische Aufwertung der deutschen „Burgenherrlichkeit“ in der wilhelminischen Zeit führten zu einer teilweisen Restaurierung der Burg. Für Studenten sowie die Jugend- und Wanderbewegung, die sich im Torturm eine Unterkunft schuf, wurde der Dilsberg ein beliebter Zielpunkt.

ab 1900:  Entwicklung von der früheren Bergfeste über eine Landgemeinde hin zur modernen Wohngemeinde

1914-1945: Die Opfer Dilsbergs während der beiden Weltkriege
Beide Weltkriege, 1914-1918 und 1939-1945, forderten einen Blutzoll von der Gemeinde, (im 1. Weltkrieg ca. 37, im 2. Weltkrieg ca. 53 Gefallene und Vermisste) deren wirtschaftliche Entwicklung in dieser Zeit weiter stagnierte. Nach 1945 musste der Ort bei ca. 1.060 Einwohnern über 350 Heimatvertriebene (34%) aufnehmen. Neue Baugebiete außerhalb der Stadtmauer wurden um 1950 bis ca. 1965 erschlossen und damit die Anfänge dafür gelegt, dass der historische Ortskern seine Bedeutung als innerörtliches Zentrum verlor.

Bilder 1920-1980

v.l.: Jugendherberge, alte Kirche, Untere Gasse 1950 und Wohnhäuser
(zum Vergrößern bitte auf die Bilder klicken)

jugendhkl
altekirchekl
unterg1950kl
wohnhkl

1964: Anschluss der Wasserversorgung an die Stadt Neckargemünd, Durchführung der Flurbereinigung
Eine extrem Wassernot drückte die Dilsberger Bevölkerung seit Jahrhunderten. Sie musste sich das lebensnotwendige Element aus dem Neckar, aus Sammelstellen und spärlichen eigenen Zisternen in den Kellern besorgen. Auch der Bau von drei großen Zisternen um 1850 an der Steige brachte kaum eine Linderung des Wassermangels. Ein Notbehelf blieb letztlich die Zuleitung von der Mückenlocher Epfenbergquelle her (1888). Eine zeitgemäße Wasserversorgung ermöglichte erst der Bau des Wasserturms bei der Burg 1923/1924 mit der Wasserzulieferung aus der Rainbacher Hanselmannquelle. Durch den Zuwachs der Bevölkerung (Zuzug aus den Ballungsgebieten) reichte aber das Wasser nach 1960 nicht mehr aus. Das Bereitstellungsdefizit ergab sich auch aus veränderten anspruchsvolleren Lebensgewohnheiten mit der Folge eines höheren Wasserverbrauchs. Eine grundlegende Verbesserung der Wasserversorgung erbrachte erst der Anschluss des Dilsberger Wassernetzes an die Stadt Neckargemünd um 1964. In diese Zeit fiel auch die Durchführung der Flurbereinigung auf der Gemarkung um Dilsbergerhof. Viele kleine Grundstücke wurden in große Flächeneinheiten zusammengelegt, welche von den neuen Aussiedlerhöfen in der Außenlage rationeller bewirtschaftet werden konnten. Allerdings ging diese Flurbereinigung mit einer Veränderung des Gemarkungsbildes einher.

1967: Sanierungsplan für den historischen Ortskern
Durch die Aufgabe der Landwirtschaft in dem engen und steilen Bergort und durch die Umwandlung von Scheunen in Wohnhäuser ergab sich die Notwendigkeit, das historische Ortsbild einigermaßen zu sichern und zu erhalten. Die einzelnen Phasen der Bauentwicklung innerhalb der Stadtmauer waren: zuerst Abriss und Neubau, dann Imitationen, schließlich Beibehaltung der Bausubstanz unter behutsamer Erneuerung.

1. Januar 1973: Eingemeindung von Dilsberg nach Neckargemünd
Mit knapper Mehrheit entschied sich der Gemeinderat und die Bürgerschaft, nach einer vorherigen Anhörung, für die Eingemeindung nach Neckargemünd. Die Stadt Neckargemünd gab die Zusage, innerhalb von zehn Jahren im Stadtteil Dilsberg verschiedene Großvorhaben durchzuführen. Dazu gehörte z.B. der Bau eines Wasserhochbehälters, einer Grundschule im Neubaugebiet „Eisenfresser“ (1982) und einer Mehrzweckhalle (1989) im Ortsteil Neuhof, der durch seine Geschäftsstruktur die Bergfeste als örtliches Zentrum ablöste.

um 1990: Stadtteil Dilsberg als Wohngemeinde
Dilsberg hat sich bedingt durch die Nähe zu Heidelberg und die schöne Landschaft zu einer begehrten Wohngemeinde mit Freizeitwert aber auch mit Verkehrsproblemen entwickelt. Jährlich über 100.000 Besucher erfreuen sich an der landschaftlichen und baulichen Besonderheit des Bergorts. Die Sanierung der Burganlage und des Brunnenstollens sowie die Anlegung des Schlossgartens durch den Eigentümer (Land Baden-Würtemberg) wurde abgeschlossen. Der Stadtteil Dilsberg hat mit seinen Teilorten Neuhof, Rainbach, Blumenstrich, Dilsbergerhof und historischem Kernort etwas über 2.000 Einwohner (siehe Statistik).