Brillantes Auftaktkonzert: „Alma Rosé Trio“ eröffnete 19. Dilsberger Kammermusiktage

Klarinette, Violine, Klavier – das klingt zunächst nach einer ungewöhnlichen Besetzung, mit der das „Alma Rosé Trio“ die Konzertreihe der diesjährigen 19. Dilsberger Kammermusiktage eröffnete. Larissa Cidlinsky (Violine), Susanne Geuer (Klarinette) und Kathrin Isabelle Klein (Klavier) versetzten ihr Publikum im Dilsberger Kommandantenhaus kurzerhand in die Spätromantik und präsentierten mit virtuoser Leidenschaft die vielseitigen Facetten einer spannenden Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Eine Zeit, die durch den Ersten Weltkrieg und die Emigration aus der Heimat für viele Menschen mit Umbrüchen und Neuanfängen verbunden war.

„Ich freue mich, Sie heute Abend hier zu begrüßen“, freute sich Ute Zedler, stellvertretende Vorsitzende der Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis, über das musikbegeisterte Publikum im gefüllten Konzertsaal. Abwechselnd führten die Künstlerinnen durch das Programm.

Präzise, klar und in perfektem Zusammenspiel erklang die „Suite für Klarinette, Violine und Klavier“ von Darius Milhaud. Entstanden auf Basis der Bühnenmusik zur Komödie „Le voyager sans bagage“ (J. Anoullh) erzählt sie von einem heimkehrenden Soldaten, der sein Gedächtnis verloren hat. Milhauds Komposition besticht durch eine außergewöhnliche Mischung aus Klassik, Jazz und südamerikanischer Folklore. Im Wechsel zwischen verspielten und impulsiven Rhythmen brachten die Musikerinnen pure Freude zum Ausdruck.

Béla Bartóks „Rumänische Volkstänze“ für Violine und Klavier berührten mit intensiver Dichte und durchdringenden Klängen. Larissa Cidlinsky zeigte mit einer unglaublichen Varianz an Streich- und Zupftechniken ihre herausragende Vielseitigkeit an der Violine. Strawinskys Suite zur Bühnenmusik „L‘histoire du Soldat“ erzählt im fünf Sätzen vom Soldaten Joseph, der auf seinem Weg (Marche du Soldat) dem Teufel begegnet und seine Geige (Le Violon du Soldat) gegen ein „Zauberbuch“ tauscht. Mit Charme, Witz und Leidenschaft versetzten die Musikerinnen das Publikum direkt in die Szenerie. Der Soldat gewinnt zwar an Reichtum, verliert jedoch Braut und Glück. Es gelingt ihm jedoch, die Geige zurückzubekommen (Petit Concert, Tange-Valse-Rag) und im „Dance du Diable“ den Teufel zu besiegen. Aus Strawinskys dynamischen, dissonanten Klängen und den mitunter völlig gegensätzlichen Musikstilen erzeugten Alma Rosé beeindruckende Bilder.

Francis Poulenc galt als einer der besten Pianisten seiner Zeit. Gebannt lauschte das Publikum der „Sonate für Klarinette und Klavier“. Pianistin Kathrin Isabelle Klein und Klarinettistin Susanne Geuer ließen meisterhaft unterschiedliche Stimmungen – mal heiter, mal melancholisch – aufleben. Béla Bartóks „Kontraste“ – osteuropäische Tradition trifft die Neue Welt Amerika – krönten den Abend. Unkonventionell und dennoch den klassischen Formen folgend, lieferten sich Violine und Klarinette zunächst einen lebhaften Wettstreit, um im nächsten Satz auf beeindruckende Weise miteinander zu verschmelzen. Atemberaubend virtuos steigerten die Musikerinnen ihr Spiel im feurigen Tanz, in dem die Violine wieder anführte. Begeisterte Bravo-Rufe aus dem Publikum und langanhaltender Applaus belohnten die Künstlerinnen für einen erstklassigen Konzertabend. Mit dem als Zugabe mitgebrachten kleinen Walzer von Poulenc ließen sie den Abend tänzerisch ausklingen. Das Publikum durfte höchst beglückt und um ein ausgezeichnetes Konzerterlebnis bereichert, nach Hause gehen. 

Unterstützt wird das Alma Rosé Trio durch die Konzertförderung des Deutschen Musikwettbewerb. Larissa Cidlinsky, internationale Preisträgerin und Solistin, absolvierte ihre Ausbildung unter anderem in Salzburg, New York, Sofia und an der Hanns Eisler Hochschule für Musik in Berlin. An letzterer studiert derzeit Klarinettistin Susanne Geuer, nachdem sie in Hannover erfolgreich abgeschlossen hatte. Sie ist unter anderem fest engagierte Künstlerin bei der NDR-Radiophilharmonie. Kathrin Isabelle Klein absolvierte ihr Klavierstudium an den Hochschulen in Würzburg und München und arbeitet selbst als Dozentin. Zudem ist sie in der Soloklasse bei Ewa Kupiec in Hannover.

Am Freitag, 27. Oktober, spielt das Duo Forstner-Hanßen mit Alexandra Forstner (Querflöte) und Knut Hanßen (Klavier).  Karten für die jeweiligen Konzerte gibt es bei der Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis zum Preis von 15 (ermäßigt 7) Euro per E-Mail an kulturstiftung(at)rhein-neckar-kreis.de oder per Telefon (06221/522-1356).

T.+B. mbue