Vor 400 Jahren scheiterte Tillys Belagerung Dilsbergs
Wer den oberen Buchwaldweg zwischen dem Dilsbergerhof und Neckargemünd entlanggeht oder dem Neckarsteig folgt, stößt unmittelbar auf den Tillystein. Dieser vor 1926 behauene Stein soll an die erfolglose Belagerung Dilsbergs im April 1622 erinnern.
Es war der Krieg zwischen der Protestantischen Union gegen Kaiser und die Katholische Liga der dreißig Jahre (1618 bis 1648) andauern sollte.
Oberster Heerführer der Katholischen Liga war bis 1632 ein holländischer Adeliger: Johann T’Serclaes von Tilly. Er zog im Frühjahr 1622 mit ca. 12 000 Soldaten von Mosbach in Richtung Heidelberg, dem Zentrum des Protestantismus in der Region. Die Stadt mit ihrem Schloss zu erobern, das war sein wichtigstes taktisches Ziel.
Am 4. April 1622 erreichte er den kurpfälzischen Vorposten Neckargemünd und forderte die Bürger der Stadt auf, sich zu ergeben. Da diese aber darauf nicht eingingen, ließ Tilly am 10. April die Stadt stürmen und innerhalb von vier Tagen alle Bewohner – nach der Überlieferung bis auf das letzte Kind – niedermetzeln. Die Soldaten bekamen ihren Sold in Form des Rechts, alles zu plündern, was sie vorfanden.
Teile des Heeres waren wohl schon vorher Richtung Dilsberg gezogen, das im Besitz des pfälzischen Kurfürsten war. Der damalige Kommandant der Feste, Bartholomäus Schmid versicherte seinem Dienstherrn, die Feste werde sich „bis auf den letzten Blutstropfen tapfer wehren“.
Unweit von der Stelle, an der heute der ihm gewidmete Stein steht, ließ Tilly Kanonen aufstellen. Die ca. 180 Soldaten, die dort stationiert waren, beschossen ab dem 14. April 1622 von dort aus Dilsberg. Offensichtlich konnten sie aber der Feste keine wesentlichen Schäden zufügen. Am 16. April ließ Tilly dann seine Truppen gegen den Dilsberg anrennen. Sie schafften es aber nicht, die Feste zu erstürmen. Der Überlieferung nach sollen die Dilsberger sich selbst mit Bienenkörben gegen die angreifenden Soldaten verteidigt haben.
Als Tilly dann erfuhr, dass sich ein protestantisches Heer von Bruchsal her nach Norden bewegte, verließ er am 19. April 1622 die Region, um diesem Heer entgegenzugehen. In der Schlacht bei Mingolsheim wurde er geschlagen und zog mit einem auf 10 000 Mann reduzierten Heer – zweitausend seiner Soldaten waren gefallen – wieder nach Norden, um sein Hauptziel Heidelberg zu erobern.
Sein Hilferuf nach mehr Soldaten wurde vom Bischof von Speyer erhört: Er sandte ihm seine leibeigenen Bauern, die Tilly als Soldaten dienen mussten. Heidelberg wurde daraufhin aus Neuenheim, vom Königstuhl und von Gaisberg aus beschossen, sodass dessen Garnison unter Heinrich van der Meven am 19. September 1622 kapitulierte.
Als Heidelberg gefallen war, konnte sich auch Dilsberg nicht mehr wehren. Daher übergab die Besatzung Dilsbergs Ende September 1622 die Feste kampflos.
Damit war aber der Krieg in Dilsberg noch lange nicht zu Ende:
1633 eroberten die Schweden Dilsberg, worauf das katholische kaiserliche Heer 1635 die Feste wieder zurückeroberte. Bei Kriegsende 1648 ging Dilsberg dann wieder in kurpfälzischen Besitz über.
Übrigens: Für das auf dem Tillystein vermerkte Datum 5. April 1622, konnte keine Erklärung gefunden werden.
Dilsberg, 3. April 2022, gez. Ingrid Schmitt, Walter Berroth
Wir danken Franz Hermans für die Unterstützung.