Frauen luden zum Weltgebetstag ein – Band des Friedens

Weltgebetstag der Frauen auf breiter Basis begangen

Zum ersten Mal in der inzwischen langjährigen Tradition des Weltgebetstags der Frauen in unserer Region wurde dieser von Frauen aus allen katholischen Pfarrgemeinden und evangelischen Kirchengemeinden Neckargemünds zusammen im Mückenlocher katholischen Pfarrheim veranstaltet.

So konnten die 15 diesen Abend gestaltenden Frauen unter der Leitung von Sabine Herbold und Pfarrerin Petra Hasenkamp ca. 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüßen, darunter auch Pfarrerin Michaela Deichl und als besondere Gäste Mitglieder die neuapostolischen Gemeinde Mückenloch mit ihrem Gemeindeleiter Dirk Feil.

Die Liturgie des Abends stammte von christlichen Palästinenserinnen, die bereits 2017 dieses Mandat übernommen hatten. Die Ereignisse des 7. Oktober 2023 und der anschließende Krieg im Gazastreifen führten aber zu Änderungen in der Liturgie und Aufgabe des eigentlich obligatorischen Titelbildes einer palästinensischen Malerin.

Eine eindrucksvolle Liturgie, die immer wieder durch einfache Lieder zum Mitsingen unterbrochen wurde, beinhaltete auch Informationen über Palästina und deren Geschichte.

Dazu gehörte auch die Vertreibung von 750 000 Palästinenser/innen zwischen 1947 und 1949 und die nach dem Jom-Kippur-Krieg 1967 vorgenommene Abgrenzung der Gebiete für die Palästinenser in das Westjordanland und in den Gazastreifen. Dennoch leben auch heute noch im Staat Israel neben den 6,7 Millionen Juden 1,9 Millionen Palästinenser. Von den letztgenannten gehören 98 Prozent zum sunnitischen Islam. Weniger als zwei Prozent bekennen sich zum christlichen Glauben.

Jerusalem wird sowohl von den Juden als auch von den Palästinensern jeweils als ihre Hauptstadt angesehen. Für die im Gazastreifen und im Westjordanland lebenden Palästinenser ist die Wasserversorgung eines der größten Probleme, weil Wasser durch die Israelis rationiert wird. Lösungsversuche über Entsalzung des Meerwassers oder Anlieferung von Wasser durch Schiffe lösen das Problem nur bedingt.

Neben Bildern vom Tempelberg mit der Al-Aqsa-Moschee, dem geistlichen Zentrum des sunnitischen Islam, dem Ölberg, der Klagemauer wurden auch Häuser gezeigt, auf denen große Schlüssel aufgemalt waren: Ein Zeichen dafür, dass aus diesem Haus Palästinenser vertrieben worden sind.

In die Liturgie eingebunden waren die Geschichten von drei palästinensischen Frauen: Eine, die in Jerusalem Sozialarbeit auf breiter Basis betreibt und für sich feststellt: „Mit echter Liebe, Verständnis, Freundlichkeit, Demut und Geduld können wir gemeinsam stark sein“.

Erschütternd war die Geschichte der christlichen Palästinenserin Shireen, eine bekannte Fernsehjournalistin. Sie hatte u.a. für den gleichberechtigten Zugang aller Religionen zu den heiligen Stätten in Jerusalem gekämpft. Bei einem Vororttermin im Westjordanland wurde sie allerdings getötet. Wie es dazu kam, wurde nie aufgeklärt.

Und eine dritte Frau erzählte, wie sie früher als Sunniten friedlich mit Christen und Juden zusammengelebt haben, bis sie 1947 vertrieben wurden und in einem jordanischen Flüchtlingslager Zuflucht gefunden haben. Der Schlüssel ihres Elternhauses, aus dem sie vertrieben worden sind, wird immer noch von der Großmutter gehütet.

Die beim Eingang überreichte Postkarte mit einem Olivenzweig wurde dann unter   den Gottesdienstbesucher/innen mit den Worten „Friede sei mit Euch“ ausgetauscht. Das sollte ein Anlass sein, der über tausende von Jahren in Palästina friedlich zusammenlebenden unterschiedlichen Glaubensrichtungen zu gedenken und dafür zu beten, dass das wieder möglich sein wird.

Die Liturgie endete im gemeinsamen Bekenntnis: „Wir wollen einander in Liebe ertragen, bis Gottes Gerechtigkeit und Frieden die ganze Welt erfüllen“. Mit dem gemeinsam gesungenen Lied „Der Tag ist um, die Nacht kehrt wieder“ wurde dieser eindrückliche Gottesdienst geschlossen.

T: Walter Berroth

B. mbue